In diesem Blog Artikel geht es um die Kriterien eines korrekt gerittenen Vorwärts-Abwärts und woran Du dieses erkennst.
So erkennst Du ein korrekt gerittenes Vorwärts-Abwärts
Ein richtiges und reell von hinten nach vorne gerittenes Vorwärts-Abwärts ist maßgeblich, damit Dein Pferd von dieser Übung optimal profitieren kann.
Beim falsch verstandenen Vorwärts-Abwärts hingegen bleiben die positiven Effekte aus und das Ganze droht sogar ins Gegenteil abzukippen.
Die folgende Kriterien eines korrekt ausgeführten Vorwärts-Abwärts sind auch für den noch ungeübten Betrachter klar erkennbar:
1. Das Pferd geht im Takt
Im Trab muss der klare Zweitakt erkennbar sein. Das Pferd setzt im Trab immer ein diagonales Beinpaar (zum Beispiel hinten rechts und vorne links) gleichzeitig auf, gefolgt von einer Schwebephase und danach setzt das andere diagonale Beinpaar auf dem Boden auf (hinten links und vorne rechts), danach folgt wieder eine Schwebephase.
Schaut man von der Seite auf das trabende Pferd sieht man immer ein diagonales Beinpaar exakt im selben Moment auffußen.
Ist zum Beispiel das Vorderbein einen kurzen Augenblick (es reichen schon ein paar Hundertstel Sekunden) früher am Boden als das Hinterbein (heutzutage leider sehr häufig in allen Tempi im Trab zu sehen!!) ist das Pferd nicht im Takt und läuft auf der Vorhand. Es entsteht ein Bruch in der Diagonalen - die sogenannte gebrochene Diagonale.
Das Vorwärts-Abwärts wird im Arbeitstrab, also im Arbeitstempo geritten. Dieser ist daran zu erkennen, dass das Pferd mit den Hinterhufen etwa 1-2 Hufbreiten über die Hufabdrücke der Vorderhufe hinausgreift. Je nach Körperbau des Pferdes sind es bei großrahmigeren Pferden circa eine, bei kürzeren Pferden eher ein bis zwei Hufbreiten. Pauschalisieren lässt sich das natürlich nicht, es ist eher ein Anhaltspunkt. Um zu beurteilen, ob das Pferd wirklich Arbeitstrab geht, muss man - wie bei allem - das ganze Pferd in der Bewegung betrachten.
2. Die Pferdenase ist leicht vor oder an der Senkrechten
Ein Pferd das mit der Nase hinter die Senkrechte kommt ist entweder bewusst oder unbewusst von der Reiterhand zu eng gemacht worden oder es rollt sich von selbst ein - beides ist nicht richtig und muss vom Reiter über richtiges Einwirken und eine korrekte Ausbildung korrigiert werden.
Die Stirnlinie des Pferdes muss sich im korrekt gerittenen Vorwärts-Abwärts leicht vor der Senkrechten mindestens aber an der Senkrechten befinden. Der sich öffnende Ganaschenwinkel (damit ist der Winkel zwischen Stirnlinie und Oberhals des Pferdes gemeint) signalisiert ein vertrauensvolles Herandehnen des Pferdes an die Reiterhand.
3. Der getragene, ruhig pendelnde Schweif
Ein weiteres Kennzeichen, dass das Pferd eine korrekte Ausführung des Vorwärts-Abwärts zeigt ist der getragene, ruhig pendelnde Schweif. Daran erkennst Du auch, dass Dein Pferd mental losgelassen ist.
Das Pferd wird also weder mit dem Schweif nach rechts oder links oder oben oder unten schlagen, den Schweif im Kreis drehen oder sonstige Abwehrreaktionen gegen die Reiterhilfen zeigen. Das Pferd lässt die Reitherhilfen durch und ist entspannt.
Der Schweif hängt aus der getragenen Schweifrübe (damit ist gemeint, dass das Pferd ihn nicht zwischen die Pobacken klemmt) heraus locker nach unten, der Schweif pendelt durch die Trabbewegung locker nach rechts und links und schlägt unten in der Schweifspitze durch den Schwung im Takt der Bewegung einen kleinen Bogen, um dann wieder auf die andere Seite zu pendeln.
Von hinten betrachtet kann man das sehr gut erkennen.
4. Das Pferd schnaubt öfters oder zumindest gelegentlich tief ab
Ein weiteres Zeichen, dass sich das Pferd physisch und mental entspannt hat und seine Losgelassenheit erreicht hat ist das Abschnauben.
Auch ein "Grunzen" bevor der erste "Schnauber" rauskommt ist ein positives Zeichen. Das Pferd entspannt seine Bauch- und Rückenmuskulatur.
Es gibt allerdings Pferde, die trotz dass sie korrekt gehen nicht so oft abschnauben, andere schnauben wiederum öfter ab - das kommt letztendlich aufs Pferd an.
"Abschnauben ist Musik in den Ohren des Reiters" - sagen viele alte Meister der Reitkunst
Das Schnauben sollte sich so anhören, dass es zufrieden, tief und ruhig aus dem Bauch heraus kommt. Ein hektisches Ausstoßen von Luft - man kennt es wenn sich Pferde nach einem rasanten Galopp im Freilauf plötzlich hinstellen, den Schweif stellen und stoßartig Luft aus der Lunge pressen - ist natürlich nicht gemeint.
Hierbei darfst Du in Dein Pferd hinein fühlen, um zu beurteilen, ob Dein Pferd wirklich tiefenentspannt ist.
Eine weitere Form des Abschnaubens kennt man von Pferden, die sich zunächst auf Grund ihres Körperbaus oder eines hohen Muskeltonus schwerer lösen. Bei diesen Pferden hören sich die ersten Schnauber eher so an, wie wenn ein Wal an der Wasseroberfläche Wasser aus dem sogenannten Blasloch pustet. Das liegt daran, dass sie sich in der Muskulatur noch nicht ganz losgelassen haben und noch nicht wie gewünscht tief ein- und ausatmen. Auch ein verspanntes Zwerchfell kann der Grund dafür sein.
5. Der Rücken des Pferdes beginnt zu Schwingen
Darauf kommt es letztendlich an. Der schwingende Rücken ist das wichtigste Kriterium welches wir über das Reiten eines korrekten Vorwärts-Abwärts in der Lösungsphase erreichen wollen.
Um ihn zu erkennen braucht man etwas Übung und ein geschultes Auge.
Er ist das Indiz, dass das Pferd wirklich losgelassen hat und bereit für die eigentliche Arbeit unter dem Sattel ist.
Vom Sattel aus erkennst Du den schwingenden Rücken daran, dass Du im ausgesessenen Trab gut zum sitzen kommst und Dein Pferd Dich weich federnd in seiner Bewegung mitnimmt.
Vom Boden aus betrachtet schwingt der Teil des Pferderückens der direkt hinter dem Sattel zu sehen ist - die Lendenwirbelpartie - im Takt des Trabes locker nach oben und nach unten, es sieht aus wie eine schwingende Brücke.
In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deinem Pferd viel Spaß beim ausprobieren und üben und vor allem viel Erfolg und große Fortschritte in Eurer Ausbildung.
Alles Liebe
Deine Carmen
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